Am liebsten würde ich alle meine Romane nach zehn Jahren überarbeiten. Ich habe dann die Geschichte nicht mehr im Kopf und gehe unbedarft an sie heran, ich lebe mit ihr mit und spüre ihre scharfen Kanten. Hier und da sprachlich nachzubessern oder logische Fehler zu beseitigen, das ist wie Briefmarkensortieren, wie Puzzeln oder Aufräumen. Zutiefst befriedigend.
Bei fünf Büchern durfte ich das jetzt machen, nächste Woche erscheint die überarbeitete Version der »Brillenmacherin« und ich freue mich darüber wie über einen völlig neuen Roman.
Das Lesen mit zeitlichem Abstand ist aufregend für mich. Den Papierstapel vor mir zu haben und zu wissen, dass ich das Buch gleich zum ersten Mal wirklich lesen werden, weckt die bange innere Frage: Taugt es was? Ein angenehmer Bauchkitzel. Mein Fazit nach fünf überarbeiteten Romanen: »Die Todgeweihte«, »Die Jesuitin« und »Der Kuss des Feindes« sind okay, »Der Kalligraph des Bischofs« und »Die Brillenmacherin« haben Tiefe. Diese zwei geben mir etwas Besonderes beim Lesen (als hätte ich vor Jahren etwas in sie eingeschlossen wie eine Kapsel mit Medizin).
Jetzt würde ich gern mit dem »Mysterium« weitermachen. Was sagt ihr, lieber Heyne-Verlag?